Allianz besichtigt „Josefs nahkauf BOX“ in Pettstadt

Auf der Suche nach alternativen Nahversorgungskonzepten besuchten am 10. September 2024 Vertreter der Allianz Regnitz-Aisch die „Josefs nahkauf BOX“ in der Gemeinde Pettstadt. Der Mini-Supermarkt verfügt auf 40 m² über ein Sortiment von ca. 700 Artikeln und ist an 365 Tagen 24 Stunden am Tag geöffnet. Das funktioniert, weil die BOX ohne Kassenpersonal auskommt und die Kunden ihre Artikel selbst scannen und bargeldlos bezahlen. Zutritt zu der BOX verschafft man sich mit einer herkömmlichen EC- oder Kreditkarte.

Das angebotene Sortiment ist sicher in der Lage, die Grundbedürfnisse der Bevölkerung zu decken, durch den begrenzten Raum, stehen jedoch nur Markenartikel in den Regalen, was den täglichen Einkauf auf Dauer durchaus kostspielig gestaltet.

Bürgermeister Hack berichtet, dass die BOX als große Bereicherung für die Gemeinde gesehen wird. Anfangs gab es noch rechtliche Probleme mit dem Ladenschlussgesetz. Diese konnten jedoch von der Gemeinde durch Erlass einer Satzung aus dem Weg geräumt werden. Voraussetzung dafür war, dass der Schutzzweck des Ladenschlussgesetzes dem nicht entgegensteht. Durch die Lage im Gewerbegebiet ist nachts und sonntags von keinen Beeinträchtigungen für die Wohnbevölkerung auszugehen. Gleichzeitig darf die BOX auch nur werktags von Mitarbeitern mit frischer Ware bestückt werden. Was besonders an Sonn- und Feiertagen zu Bestandsengpässen führt, da an diesen Tagen auch die größten Umsätze gemacht werden.

Betreiber Josef Sier bewertet das Projekt mit gemischten Gefühlen. Einerseits ist er Verfechter einer ortsnahen Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmittel und findet das Modell grundsätzlich interessant, andererseits betrachtet er es als eine große Herausforderung, so eine BOX wirtschaftlich zu betreiben. Die Waren für die BOX müssen täglich aus einer seiner anderen nahkauf-Märkte angeliefert und verräumt werden. Dies ist extrem zeit- und kraftstoffaufwendig. Zudem ist die Technik der BOX (noch) sehr kostspielig und die Betriebskosten (v.a. Kühlung und Heizung) hoch. Die eingesparten Personalkosten durch die Selbstzahlerkassen fallen dabei kaum ins Gewicht.

Die BOX in Pettstadt profitiert insbesondere von den außerordentlichen Öffnungszeiten und der guten verkehrlichen Lage direkt an der B505. Andere nahkauf-BOXen haben deutlich schwächere Umsatzzahlen. Durch eine Novelle des Ladenschlussgesetzes wird es künftig auch innerörtlichen Supermärkten möglich sein, 24-Stunden-Angebote anzugliedern, so dass dieses Alleinstellungsmerkmal wegfällt. Ende des Jahres wird der Rewe-Konzern die Testphase mit den ersten acht nahkauf-BOXen evaluieren und dann entscheiden, wie das Modell weiterverfolgt wird.

Um dieses Modell auch in Ortschaften der Allianz zu implementieren, müssten die folgenden Voraussetzungen erfüllt sein:

  • ausreichend hohes Kundenpotenzial (Bevölkerung > 1500 Einwohner)
  • williger Betreiber, der bereits über einen Supermarkt zur Warenbereitstellung verfügt
  • kostengünstige (kommunale) Bestandsimmobilie um die Fixkosten zu minimieren
  • gute verkehrliche Anbindung
  • ausreichend großer Abstand zu bestehenden Nahversorgungsangeboten

Nur wenn diese Punkte erfüllt sind, lohnt es sich überhaupt, über die Schaffung solch eines Angebots nachzudenken. Ob der Betrieb dann tatsächlich dauerhaft wirtschaftlich möglich ist, ist fraglich.